Marienfeld/Harsewinkel. Seit der Idee, die Fußgängerampeln in Marienfeld mit einem Mönchspiktogramm auszustatten, ist das kleine Harsewinkeler Ortsteil bundesweit in den Fokus gerückt. Das Projekt, das die tiefe historische Verbundenheit Marienfelds mit seinem Kloster feiern soll, steckt jedoch in den Mühlen der Bürokratie fest. Derzeit kämpft die lokale Politik gegen starre Verkehrsregeln, um der besonderen Ampelfigur zur Realität zu verhelfen.
Die Idee: Ein Mönch als Zeichen lokaler Identität
Marienfeld, geprägt durch die Geschichte des Zisterzienserklosters Marienfeld, möchte seine Identität im öffentlichen Raum sichtbar machen. Die Idee, die klassischen Ampelmännchen durch einen „Ampelmönch“ zu ersetzen – in Anlehnung an das Gründungsjahr 1185 – fand schnell breite Unterstützung.
Die SPD-Fraktion in Harsewinkel brachte den Antrag offiziell ein. Ziel war es, an zentralen Fußgängerübergängen, insbesondere in der Nähe der historischen Stätten, diese charmanten lokalen Botschafter zu installieren.
Das Veto aus Düsseldorf: Die StVO als Hürde
Die anfängliche Euphorie stieß jedoch auf ein behördliches Veto. Die zuständige Landesbehörde Straßen.NRW erteilte dem Vorschlag eine Absage.
Die Begründung stützt sich auf die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO). Nach §39 Abs. 7 StVO dürfen Verkehrszeichen (zu denen auch die Piktogramme an Fußgängerampeln zählen) nur die in der StVO festgelegten Symbole zeigen. Diese Vorschrift soll eine eindeutige und länderübergreifende Verständlichkeit der Verkehrsregeln gewährleisten.
Straßen.NRW argumentierte, dass die Abweichung vom genormten Ampelmännchen oder -weibchen eine Verwirrung der Verkehrsteilnehmer zur Folge haben könnte und daher aus Sicherheitsgründen nicht genehmigt werden könne. Die Geschichte schaffte es sogar ins Fernsehen – der WDR berichtet darüber in der Lokalzeit OWL: Keine Mönche als Ampelmännchen in Marienfeld
Politischer Kampf und Beispiele aus anderen Städten
Die Ablehnung durch die Straßenbaulastträger löste auf lokaler und regionaler Ebene Empörung aus. Politiker verwiesen schnell auf zahlreiche Präzedenzfälle in anderen Städten in Deutschland, in denen individuelle oder historische Ampelmännchen längst zugelassen sind:
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Trier: Die Stadt hat Ampeln mit dem Bild von Karl Marx.
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Mainz: Die Mainzelmännchen zieren dort einige Ampeln.
- Hameln: Der Rattenfänger von Hameln ist als Ampelmännchen unterwegs.
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Fulda: Der heilige Bonifatius regelt den Fußgängerverkehr rund um den Dom.
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Bielefeld: Sogar in lokaler Nachbarschaft existieren „queere“ Ampelmännchen an bestimmten Übergängen.
Angesichts dieser Beispiele wurde deutlich, dass die strikte Auslegung der StVO durch Straßen.NRW in Marienfeld als ungerechtfertigte Härte empfunden wurde. Der SPD-Landtagsabgeordnete Thorsten Klute schaltete sich ein und reichte eine offizielle Anfrage an das NRW-Verkehrsministerium ein, um die Genehmigungspraxis des Landes in Bezug auf lokale Ampelpiktogramme überprüfen zu lassen.
Ausblick: Wann schaltet der Mönch auf Grün?
Derzeit befindet sich das Projekt in einer Warteposition. Die politische Initiative hat die juristische Prüfung auf Landesebene angestoßen. Das Verkehrsministerium in Düsseldorf muss nun klären, inwiefern die StVO-Vorgaben Spielraum für lokale Identifikationsfiguren lassen, insbesondere wenn die Sicherheitsaspekte (wie die klare Darstellung von „Stehen“ und „Gehen“) gewährleistet sind.
Sollte das Ministerium eine positive Entscheidung treffen oder die Ablehnung von Straßen.NRW revidieren, steht der Realisierung des Marienfelder Ampelmönchs nichts mehr im Wege. Bis dahin bleibt der Mönch eine symbolische Figur, die den Kampf für die lokale Selbstbestimmung gegen die bundesdeutsche Verkehrs-Bürokratie führt.